Bienen in der Stadt

Die Stadt bietet beste Möglichkeiten, Bienen zu halten – das scheint sich herumgesprochen zu haben. Auch in Hamburg entdecken immer mehr Menschen die Imkerei als Hobby.

Bereits die alten Ägypter hielten Bienen, um den leckeren Honig und das Wachs zu nutzen. Über die Jahrtausende wurde die Domestizierung dann rund um den Globus perfektioniert. In der Neuzeit büßte die Imkerei zwar an wirtschaftlicher Bedeutung ein, als Hobby erlebt sie seit einigen Jahren aber einen regelrechten Höhenflug. „Ende 2019 waren 1.160 Imker in Hamburg registriert, das bedeutet mehr als eine Verdopplung im Vergleich zum Jahr 2012“, berichtet Edda Gebel, 1. Vorsitzende des Imkerverbands Hamburg.

 

Urbanes Paradies

Bienen zu halten liegt in Großstädten im Trend. Und die urbane Vegetation bietet beste Voraussetzungen für die fleißigen Honigsammler. Denn in Ballungsräumen werden weniger Pestizide eingesetzt als auf dem Land, es ist wärmer und aufgrund der Vielfalt der Pflanzen in den Parks und in den Gärten erstreckt sich das Nahrungsangebot über einen längeren Zeitraum.

 

Nachbarn informieren

„Für die Bienenstöcke eignet sich grundsätzlich jeder Standort unter freiem Himmel, also der Garten genauso wie das Dach“, erklärt Gebel. Dabei sollte ein Garten mindestens eine Fläche von 200 Quadratmetern haben und das Bienenhaus weder in einer Windschneise noch den ganzen Tag in der prallen Sonne stehen. Bienen auf dem Balkon oder auf der Terrasse anzusiedeln, davon rät die Expertin ab: „Da ist oft schon der Streit mit den Nachbarn programmiert.“ Wie überall hilft auch hier Rücksichtnahme. Entsprechend gilt es, rechtzeitig über das Vorhaben zu informieren. Zudem sollte der Abstand des Bienenstocks zum Grundstück nebenan mindestens fünf Meter betragen und das Ausflugsloch zur entgegengesetzten Seite zeigen.

 

Genehmigung vom Vermieter

Ein Unterlassungsanspruch droht, wenn Nachbarn übermäßig beeinträchtigt werden. Dies kann unter Umständen bei einer Allergie gegen das Bienengift gegeben sein. Letztlich bewerten die Richter aber immer den Einzelfall. Wer als Mieter ein Bienenhaus aufstellen möchte, sollte vorher die Genehmigung vom Vermieter einholen. So urteilte das Amtsgericht Hamburg-Harburg, dass das Halten von Bienen auf dem Balkon einer Mietwohnung den vetragsgemäßen Gebrauch überschreitet und das Volk entfernt werden muss (AG Hamburg-Harburg, 641 C 377/13).

 

Komplexes Handwerk

Eine behördliche Genehmigung oder eine besondere Qualifikation benötigen Bienenhalter nicht. „Die Völker sind lediglich beim Veterinärsamt anzumelden und von Seuchen muss das Amt umgehend in Kenntnis gesetzt werden“, betont Gebel. Krankheiten erkennen, den Zustand der Bienen, der Königin und der Beuten beurteilen, die Einwinterung vornehmen oder den Scharm teilen – das Handwerk der Imker ist recht komplex. Gebel rät deshalb dringend dazu, vor dem Einstieg einen Kurs zu belegen, den auch fast alle Vereine in den Stadtteilen anbieten. Später kann man sich hier als Mitglied teils Tipps von erfahrenen Imkern holen, in Patenschaften begleiten sie die Neulinge manchmal das komplette erste Jahr.

 

Zeitintensive Pflege

Etwas Zeit muss man für seine Bienen schon aufwenden. Für zwei Völker kann man von März bis Mitte Oktober gut zwei Stunden pro Woche kalkulieren. „Und durchaus mehr in der Erntezeit, wenn der Honig geschleudert und eingelagert wird“, weiß Gebel. Die Startkosten für zwei Völker plus Ausrüstung summieren sich auf gut 2.500 Euro, die laufenden Ausgaben für Futter, Wachs und Mittel gegen die gefährlichen Varroa-Milben liegen im Schnitt bei rund 150 Euro im Jahr.

 

Paten für Bienen

Wer weniger Verantwortung möchte, muss nicht auf Bienen im Garten verzichten. Denn einige Imker suchen nach Gärten, in denen sie ihren Bienenstock aufstellen können und erklären gerne bei der Arbeit die Besonderheiten des Handwerks. „Dafür am besten in den Vereinen nachfragen“, empfiehlt Gebel. Der Zutritt zum Bienenhaus muss allerdings jederzeit oder zumindest nach Absprache möglich sein. Zudem betreibt beispielsweise die Initiative Bienenlustwelt (www.bienenlustwelt.de) im Internet eine Stellplatz-Börse, die Imker und Gartenbesitzer zusammenbringt. Das Unternehmen Honigwerk Hamburg (www.honigwerk-hamburg.de) wiederum bietet Bienenpatenschaften und stellt seine Bienenhäuser in Privatgärten auf (Kosten: ca. ab 50 Euro für ein Jahr).

 

 

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